Hoher Bekanntheitsgrad für TAXI ORANGE
Von 16. September bis 30. November 2000 lief in Österreich mit hoher
Resonanz die erste Staffel von TAXI ORANGE. 93% aller Österreicher
ab 14 Jahren gaben nach Abschluss der ersten Staffel an, von TAXI ORANGE
gehört zu haben. 4,8 Millionen Zuseher ab 12 Jahren hatten zumindest
eine Folge an einem der insgesamt 63 Ausstrahlungstage verfolgt. Von 20.
April bis 27. Juni 2001 folgte TAXI ORANGE II, das trotz geringerer
öffentlicher Diskussion mit 88% einen ähnlich hohen Bekanntheitsgrad
erzielte. Der weiteste Seherkreis der zweiten Staffel, die an insgesamt
50 Tagen ausgestrahlt wurde, lag bei 4,5 Millionen Österreichern
ab 12 Jahren.
Im Auftrag der Hörer- und Sehervertretung des ORF führte die
ORF Markt- und Medienforschung parallel zur Ausstrahlung von TAXI ORANGE
II eine Studie zum Phänomen der Real Life-Formate durch, bestehend
aus zwei telefonischen Repräsentativbefragungen bei Österreichern
ab 14 Jahren (1. Welle: 8.-16. Mai 2001, 2. Welle: 29. Juni - 6.
Juli 2001, n = je 1000), einer Online-Befragung von Jugendlichen von 14
bis 24 Jahren (15.5.- 4.6. 2001, n=1000) und Gruppendiskussionen mit Kindern
ab sechs Jahren sowie Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 30 Jahre.
Im Zentrum stand dabei die Frage nach der Rezeption und Bewertung von
Real Life-Formaten am Beispiel von TAXI ORANGE.
TAXI ORANGE - sympathischer als BIG BROTHER
Die Synonyme für das neue Genre der Real Life-Formate sind TAXI
ORANGE und BIG BROTHER, andere Angebote werden kaum genannt.
Die beiden Sendungen sind in der Wahrnehmung der Zuseher allerdings sehr
unterschiedlich positioniert. Während BIG BROTHER eher als
geschmacklos eingestuft wird, schätzen die Befragten TAXI ORANGE
als sympathische und gewaltfreie Sendung. Darüber hinaus gesteht
man dem ORF-Format eine kontinuierlich hohe Qualität zu. Rund die
Hälfte der Befragten ab 14 Jahren war der Ansicht, dass TAXI ORANGE
im Vergleich zu BIG BROTHER sein Niveau von Staffel zu Staffel
hält - bei den unter 20-Jährigen teilen sogar mehr als drei
Viertel diese Meinung.
Positiv im Vergleich zu BIG BROTHER erschien den Befragten der
Österreich-Bezug von TAXI ORANGE. Die Tatsache, dass es sich
um einen heimischen Schauplatz und Kandidaten aus verschiedenen Bundesländern
handelte, war gerade für die jungen Zuseher von großer Bedeutung.
Die räumliche Nähe rückte das Geschehen und die Personen
näher an das Publikum heran und erleichterte die Identifikation.
Sehr gut bewertet wurde auch, dass anders als bei dem deutschen Format
keine Container-Situation vorherrschte. Über zwei Drittel der 14-
bis 24-Jährigen waren der Ansicht, dass TAXI ORANGE besser
sei als BIG BROTHER, weil die Kandidaten sich ihren Lebensunterhalt
selbst verdienen mussten - und damit ein Bezug zur Außenwelt und
mehr Realitätsnähe gewährleistet war.
TAXI ORANGE als Jugendsendung
Im Gegensatz zur ersten Staffel erwies sich TAXI ORANGE II viel
stärker als zielgruppenspezifisches Format. Während die Nutzung
in den älteren Publikumsgruppen leicht zurückging, war das Interesse
der unter 30-Jährigen und hier vor allem der Kinder bis 11 Jahre
ungebrochen. So erreichte die zweite Staffel von TAXI ORANGE insgesamt
1.241.000 12- bis 29-Jährige, das entspricht 71% dieser Altersgruppe
in TV-Haushalten. Bei den Drei- bis Elfjährigen betrug der weiteste
Seherkreis 64%.
Auch die Erwachsenen nahmen TAXI ORANGE II zunehmend als Angebot
für ein junges Publikum wahr - rund ein Viertel stufte das Format
als Jugendsendung ein. Nach der ersten Staffel waren nur 13% dieser Ansicht
gewesen. Damals wurde TAXI ORANGE noch primär als neue, moderne
TV-Sendung gewertet und weniger mit einer spezifischen Zielgruppe in Zusammenhang
gesehen.
Gesprächsthema TAXI ORANGE
Als Nutzungsmotiv für Real Life-Formate nannten die Kinder und Jugendlichen
primär den Unterhaltungs- und Spannungswert. Aus diesem Grund stellte
vor allem das Wochenfinale von TAXI ORANGE sogar bei weniger eingefleischten
Fans einen Fixpunkt im Fernsehprogramm dar: Die Abwahl der Kandidaten
bildete nicht nur einen Spannungsfaktor, sondern war besonders bei den
Kindern ein wichtiges Gesprächsthema im Freundeskreis. Diskutiert
wurde dabei weniger über die einzelnen Themen, die im Kutscherhof
angesprochen wurden wie z.B. Drogenkonsum oder Umweltschutz, sondern vielmehr
über die konkreten Ereignisse und das Verhalten der Kandidaten. Denn
wenn die Jugendlichen auch angaben, von TAXI ORANGE primär
Abwechslung und Unterhaltung zu erwarten, wurde in den Untersuchungen
doch deutlich, dass der Reiz des Formats in der Beobachtung der gruppendynamischen
Prozesse und der Interaktion der Kandidaten lag.
Die soziokulturelle Dimension von Real Life-Formaten
Wie die Befunde aus den qualitativen Untersuchungen zeigten, besteht der
Erfolg von Real Life-Formaten in ihrer Eigenschaft als Projektionsfläche
für die Zuschauer. Einzelnen Elementen kommt daher nur limitierte
Bedeutung zu. Jeder Zuschauer hat die Chance, seine persönliche Projektion
auf die Kandidaten und die Spielelemente einzubringen. Aufgrund des speziellen
Spielcharakters der Sendung gab es keine normierten Erwartungen, außer
dass es abwechslungsreich sein und sympathische Kandidaten geben soll.
Ein Faktor für den nachhaltigen Erfolg von Real Life-Formaten ist
deshalb auch das Involvement, das Mitleben der Zuseher mit einzelnen Mitspielern.
Spontanität und Authentizität als zentrale Elemente
Im Unterschied zu fiktionalen TV-Angeboten bezog TAXI ORANGE seine
Spannung aus der Unvorhersehbarkeit der Ereignisse und der Nähe zum
eigenen Alltag der jungen Zuseher. Fanden die männlichen Kinder und
Jugendlichen eher die Streiche und Auseinandersetzungen der Kandidaten
interessant, profitierten die Mädchen laut eigenen Angaben verstärkt
auch von Gesprächen zwischen Personen. Beide Geschlechter stellten
allerdings einheitlich den Anspruch, dass das Geschehen spontan und authentisch
sein müsse - und darin liegt auch die Schwierigkeit für jede
weitere Staffel eines neuen Real Life-Formats. Denn die Zuseher bezweifeln
viel eher, dass sich die Kandidaten tatsächlich wie in ihrem Alltag
verhalten, schließlich hätten sie bereits Erfahrungswerte aus
der ersten Staffel und wüssten, welches Verhalten beim Publikum gut
ankommt. Der vermutete Mangel an Authentizität wirkt sich dann in
einer kritischeren Bewertung der neuen Kandidaten aus.
Website als sinnvolles Zusatzangebot
Die Kombination von Internet und Fernsehen, die bei TAXI ORANGE
erstmals in Österreich in diesem Umfang zum Einsatz kam, wurde von
den Befragten sehr gut bewertet. Insgesamt 63% aller Österreicher
ab 14 Jahren hatten von der Website taxiorange.orf.at gehört, bei
den unter 30-Jährigen stieg der Wert sogar auf 84%. Von den Jugendlichen
im Alter von 14 bis 24 Jahre, die über einen Internetzugang verfügen,
nutzten 44% das Internet-Angebot von TAXI ORANGE. Positiv erwähnt
wurden vor allem Design und Layout der Site, die Übersichtlichkeit
sowie die Web Cams.
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